Beyond The Overflow
In Beyond The Overflow legt die Kunst einen Striptease hin. Körper bei der Arbeit, käufliche Körper, überarbeitete Körper. Der*Die Performer*in ist sowohl Kunstobjekt als auch Ort des Verlangens: Gegenstand mehrerer Transaktionen.
Mit der Fortsetzung ihrer Reihe Speech of Love wendet sich Elisabeth Bakambamba Tambwe erneut Roland Barthes Fragment d’un discours amoureux zu. In seinem Werk begreift der Philosoph die Emotionen und die Sprache des verliebten Subjekts in einer Reihe von Figuren.
Lunettes noires beschreibt, wie Verliebte die Mühen (Turbulenzen) ihrer Leidenschaft vor der geliebten Person gewissermaßen verstecken müssen: ihre Sehnsüchte, ihre Nöte, kurz, ihre Exzesse.
Hier wird Barthes gegen den Strich gebürstet, der Zorn des Marktes zum Überlaufen gebracht. All jene Kräfte, die sich hinter der Kulisse versteckt gehalten haben, werden freigesetzt. Schluss mit der Koketterie, lasst uns offen reden. Die Show ist vorbei, die Maskerade zu Ende. Aus der Deckung wird nichts bleibt verbrogen. Exzess, Fantasie und Adrenalinausstöße mischen sich mit hochgradiger After-Show-Müdigkeit. Zwischen Begeisterung, Vergeltung und Einsamkeit pochen Körper und Herzen verschmelzen.
WAS FÜR EIN BORDELL!
In Beyond The Overflow finden Sie, ähnlich wie auf Kunstmessen oder Auktionen, alles, was das Herz begehrt. Hier vermischen sich verschiedene Repräsentationsräume zu einem: Museumsraum, Oper, Theater, Talk…
Die Performer*innen bewegen sich von einem Raum zum anderen, von einer Disziplin in die andere, keine Grenze hält sie auf: sie schwitzen, weinen und defäkieren die überraschendsten Kunstformen. Vielleicht fragen sich manche sogar: Ist das Kunst oder kann das weg? Über den performativen Rausch hinaus wird den Überraschungsgäst*innen ein Moment der Diskussion gewidmet.
In all diesem Chaos weht ein Hauch der Salons damaliger Zeiten, in denen die Halbweltdamen und Kurtisane des 19. Jahrhunderts Freund*innen, Eingeweihte sowie die gesamte gute Gesellschaft einluden, um den Atem der Künstler*innen zu kosten und die Spiele der Liebe und der Kunst zu spielen.
Die Zuschauer*innen, die frei flanieren können, werden hier selbst zu Akteur*innen des großen kommerziellen Basars.
Production credits
Konzept und künstlerische Leitung: Elisabeth Bakambamba Tambwe
Entwicklung und Performance: Raphaël Michon, Lukhanyo Bele, Aaron Nora Scherer, Franck Edmond Yao alias Gadoukou la Star und Überraschungsgäst*innen
Musik und Komposition: Ursula Winterauer
Lichtdesign: Svetlana Schwin
Video: Eduardo Triviñio-Cely
Bühnenbild: Rimma Elbert
Kostüme: Rimma Elbert, Elisabeth Bakambamba Tambwe
Dramaturgie: Leila Vidal Sephiha, Benoît Jouan
Recherche: Oscarine Bosquet, Benoît Jouan
Casting-Assistenz: Aaron Nora Scherer
Online-Kommunikation: François Tambwe
Video-Dokumentation: David Pujadas Bosch
Foto-Dokumentation: Corinne Rusch
Produktion: Indra Jäger
Produziert von: Dig Up Productions
In Zusammenarbeit mit: Red Edition
Koproduktion: ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival, Theater am Werk Wien
Unterstützt von: MA 7 Stadt Wien Kultur, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
Vielen Dank an:
La Fleur, Sunny Jana, Helmut Lenhardt, Aaron Désor
METRO Kinokulturhaus/Filmarchiv Austria
Musik/Songs:
Gadoukou la Star, „Polié“ – Black Culture Dance“ (Musikalisches Arrangement: Lassehi Woody Hillel a.k.a. Mr le Juif), Gadoukou la Star und Lassehi Woody Hillel a.k.a. Mr le Juif (Instrumental o.T)
Bearbeitungen folgender Stücke: The Righteous Brothers „Unchained Melody“, Sun City Girls „Vine Street Piano“ (Orchestral), Gabriel Fauré „Après un rêve“
BIOS
Elisabeth Bakambamba Tambwe wurde in Kinshasa geboren und wuchs in Frankreich auf, wo sie Bildende Kunst und Bildhauerei studierte. In ihrem choreografischen Werk beschäftigt sich die Künstlerin mit der sensiblen und fragilen Dimension des Körpers und dem Konzept von Normalität, die sie als tyrannisch und entwürdigend kritisiert. Ihre jüngsten Arbeiten wurden unter anderem bei den Wiener Festwochen, dem steirischen herbst, brut Wien, donaufestival, WUK performing arts, ImPulsTanz Vienna International Dance Festival und Afro Vibes Amsterdam gezeigt. mehr
Lukhanyo Bele gebürtig in Alice/Südafrika, studierte Schauspiel an der New Africa Theatre Academy in Athlone bei Kapstadt und schloss 2001 ab. Zunächst in seinem Heimatland und, seit seiner Übersiedlung nach Wien, vornehmlich in Europa war er sowohl am Theater als auch in Fernsehserien (u.a. 2016 im Tatort: Virus), sowie in TV- und Kinofilmen zu erleben (u. a. Die Minensucherin, Copposites, Fluchtpunkt, 6 Underground und Berlin Alexanderplatz). Mit Marcus Thills Theaterstück Huckleberry Finn (2014) nach Mark Twain wurde er für den Stella-Preis in der Kategorie „Herausragende Produktionen für Kinder“ nominiert. Für den Film The Ground Under (2020), der von einer Familie in Südafrika handelt, die während des Covid-19-Lockdowns eine Beerdigung per Videochat abhalten muss, schrieb er das Drehbuch und führte die Regie. An der Bayerischen Staatsoper debütiert er in der Spielzeit 2023/24 als Steward in der Neuproduktion „Die Passagierin“, 2024/25 ist er am Landestheater Niederösterreich in Maria Stuart zu sehen.
Der französischer Künstler Raphaël Michon lebt seit 2011 in Wien. Er studierte Oboe und Pantomimentheater am „Conservatoire National de Rennes“ und arbeitete als Perkussionist u.a. für „Hydragon“ und „Ochossi“. 2003 besuchte er die „Ecole de Création Musicale“ in Dinan und ist heute als Performer, Tänzer, Musiker (Klavier, Gesang, Gitarre) und Komponist tätig. Als Performer und Musiker arbeitete er u.a mit Künstler:innen wie Oleg Soulimenko, Adriana Cubides, Giovanni Jussi, Raùl Maia, Loulou Omer, Amanda Paul Weninger, Peter Jakober, Lucie Strecker und Klaus Spiess sowie Tino Sehgal zusammen.
Aaron Nora Scherer (dey/deren) ist Künstler*in, Aktivist*in, Sozialarbeiter*in und in der Körperarbeit tätig. Aarons interaktive, immersive und meist andauernden Performance-Arbeiten schaffen Situationen, die es ermöglichen soziale Dynamiken, Normen und Konventionen zu hinterfragen und zeitgenössische Formen der Kommunikation, Intimität und Sexualität zu erforschen. Oft arbeitet dey in Kollaboration mit internationalen Künstler*innen.
Franck Edmond Yao aka Gadouckou La Star ist ein ivorischer Tänzer, Choreograf, und Sänger des Coupé-Décalé. Bereits im Alter von 7 Jahren begann er mit traditionellem Tanz. Nach seinem Abschluss am „Djolem d’Abobo“ wurde er Choreograf des Sängers Gadji Celi. Seit 2005 ist er in zahlreichen Theaterproduktionen aktiv, unter anderem mit den Regisseuren Gintersdorfer/Klaßen und in der Gruppe La Fleur und tourte durch Europa, Afrika und Australien. 2016 gründete er sein Tanzlabel „GLS GROUP CHORÉGRAPHIQUE GADOUKOU LA STAR“ und startet 2019 die „Battle Dance de rue by Gadoukou la Star“ in Abidjan, die über 10.000 Zuschauer anzieht. Seit 2021 organisierte er ähnliche Veranstaltungen in Deutschland. 2023 wird er als Legende der Choreografie in Afrika ausgezeichnet und choreografiert die Afro-Dance-Fresko der Olympischen Spiele 2024 in Frankreich.
Ariel Elbert (dey/deren), Bühnen- und Kostümbildner*in mit Diplom an der HfBK Dresden, hat an Projekten wie *Beyond the Overflow* (2023) und *Speech of Love – Absence* (2022) mit Elisabeth Bakambamba Tambwe gearbeitet – Weitere Arbeiten umfassen *Performance HALT* (2021), *SOMATOGENESIS* (2021) und *Dining Room* (2020). Ariel arbeitet frei an verschiedenen Performance- und Kunstprojekten und hat als Assistenz bei Produktionen wie *Le Grand Macabre* (2021) von Martin G. Berger und *Replacement Place* (2015) von Patricia Noworol gearbeitet.
Music/Composition
Ursula Winterauer alias Gischt lebt und arbeitet als Komponistin, elektronische Musikproduzentin und Kuratorin in Wien. Ihre Arbeiten setzen sich mit rohen und brutalen Klängen in digitaler Überbestimmheit auseinander, liefern differenzierte Interpretationen der Genres Industrial, Techno und Ambient. Winterauer ist Bassistin der Doom Pop Band Eaeres und ist Teil des Duos The Answer is No mit Maja Osojnik. Sie arbeitet als Sounddesignerin und Komponistin für Film und entwickelt Kompositionen für zeitgenössischen Tanz, ist Labelboss von Ventil Records, Co-Organisatorin und Kaufmännische Leitung des Unsafe+Sounds Festivals und Kuratorin von New Salt – Festival for sonic exploration & digital art.
https://gischt.xyz/
https://www.instagram.com/gischt____/
http://ventil-records.com/
Song arrangement for Gadoukou le Star
Lassehi Woody Hillel a.k.a. Mr le Juif ist ein junger Arrangeur, Komponist und Musiker, der mit Tiken Jah, Arafat, Meiway, Soul Bang’s, Dadju, Mix 1er und KEDJEVARA als Pianist aufgetreten ist und an Produktionen mit Künstlern wie Niska ft Fior de bior, Shaoleen, Safarel Obiang und Gadoukou la star usw. mitgewirkt und an Alpha Blondys letztem Album und Tiken Jah Fakolys Album „Le monde est chaud“ im Jahr 2019 beteiligt.
Lightdesign
Svetlana Schwin wurde 1984 in Krasnoturyinsk im Ural geboren. Sie studierte darstellende Kunst in Bremen (D) sowie Theaterwissenschaft und Philosophie in Wien. Sie arbeitet als freiberufliche Lichtdesignerin, Theaterregisseurin und Autorin in Wien. Das Jugendstück „Pietro Pizzi“ gewann den Jungwild Förderpreis und die STELLA. Sie war Teilnehmerin der Schreibwerkstatt am Schauspielhaus Wien. Das Hörspiel „Mein Mitleid mit den Dingen“ erhielt den Sonderpreis für Dichtung beim Wettbewerb für Kurz-Hörspiele 2018. Als Lichtdesignerin arbeitet sie mit independent Gruppen in der Tanz- und Performance-Szene. Sie kreiert ihre eigenen Lichtobjekte und Lichtinstallationen, wie den Leuchtturm im Jahr 2020. Ihre Performance „Kuss“, ein Spiel mit Körper und Licht, existiert seit über 9 Jahren in mittlerweile 4 Versionen und wurde unter anderem im WUK, Werk und Ballhaus Ost in Berlin gezeigt.
Video
Eduardo Triviño-Cely wurde 1990 in Bogotá, Kolumbien, geboren. Er lebt und arbeitet zwischen Kolumbien und Österreich. Durch experimentelle Prozesse in Klang, Skulptur und digitalen Medien interveniert er im öffentlichen Raum mit Installationen, Performances und Aktionen. Er erforscht den Wert von Misserfolg, Fehlern, dem Unsichtbaren und den Grenzen der Wahrnehmung. Damit sucht er nach neuen Perspektiven auf unsere natürliche Umwelt und hinterfragt kulturelle Konzepte. Mit einem Hintergrund in den bildenden Künsten nähert er sich dem Klang autodidaktisch und bewegt sich im experimentellen Bereich, der Materialien, Konzepte, neue Technologien und Körperteile einbezieht. Seine jahrelange Arbeit im Theater hat dazu geführt, dass sein künstlerisches Schaffen von Bühnenbild, Schauspiel, Requisiten und Dialogen beeinflusst wird.
Dramaturgie
Leila Vidal Sephiha, born 1994 in Paris, is a directrice, dramaturg, performer and theatre scholar. She studied humanities and theatre studies at the University of Paris Nanterre and the Ludwig- Maximilians-University of Munich, and researched Nicolas Stemann’s creative process from 2017 to 2022 for a PhD. In 2015, she began working as a theater practitioner in Germany (including two documentaries for the Akademie der Künste Berlin). After numerous experiences (Münchner Kammerspiele, Théâtre Nanterre-Amandiers, Ruhrtriennale, Opéra Comique de Paris, Maxim Gorki Theater, Théâtre de Vidy-Lausanne, etc.) Leila Vidal Sephiha was assistant director at the Schauspielhaus Zürich and worked closely with five associate directors: Nicolas Stemann, Yana Ross, Alexander Giesche, Christopher Rüping and Leonie Böhm (2019 to 2022). As an artist, she is the initiator and part of the artistic team of projects with different media such as the short film KOMODO Danger en voie de disparition (about the eponymous endangered species), the pieces Performers Rule: B612 (Laura Weibel’s performative and meditative video essay on mourning and memory) and Performers Rule: Soï (improvised duo of body expression and free music in search of oneself with musician Samuel Boutros). Currently Vidal Sephiha is collaborating with opera singer and artist Valérian Bitschnau on a documentary music theater about Alzheimer’s disease and she takes part of the improvised 24h Faust-Performance Project from Das Kollektiv Mahu (Théâtre de l’Élysée, Lyon).
Recherche
Oscarine Bosquet, born in Marseille in 1964, is an author (poetry) and professor at the École Européenne Supérieure des Arts de Bretagne, Brest site, coordinator of the master’s degree in art „Forms of life and life of forms“, seminar „forms-of-life and possible worlds“.
Benoît Jouan is an author and illustrator. He studied fine arts, and holds a university degree (Master of Visual and Plastic Arts/ Lille III University, France) and an art school degree (National Superior Diploma of Expression of Plastic Arts-DNSEP & National Diploma of Plastic Arts-DNAP of the School of Tourcoing, France). He worked for twenty years (1999-2019) at the Lille Métropole Museum of Modern, Contemporary and Outsider Art (LaM), in Villeneuve-d’Ascq (France) as a lecturer and art workshop leader (specialized in engraving) in closed environments such as psychiatric hospitals and prisons. He has been working with Elisabeth Bakambamba Tambwe since 1998. Since 2022 he lives and works in Vienna.
Produktion
Indra Jäger born in Frankfurt/Main has been living in Vienna since 2000. After studying journalism and communication sciences she co-initiated and directed the art and culture association IM ERSTEN (2012-16). In her role as artistic director, she has conceived, accompanied and implemented over 100 projects at the interface of visual and performing arts. Through collaboration with artists from various disciplines, follow-up projects have developed in which she works as a freelance curator, production and cooperation partner.